Stockholm in 24 Stunden

Ein Tag ist eigentlich ein wohldefinierter Zeitraum und kann beim Sightseeing doch so unterschiedlich sein. Während es bei meinem Finnland-Aufenthalt rund 18 Stunden hell war, wurde es in Stockholm erst um halb 9 hell und um ca. 15:00 schon wieder finster.

Nachdem ich vor mehr als 18 Jahren schon mal in Stockholm war, wollte ich dieses mal einfach einen Sonntag lange meine Erinnerungen auffrischen, etwas durch Schwedens Hauptstadt spazieren und ein paar Fotos schießen. Bei der Reiseplanung ließ ich mich von Sonne & Wolken, Heikes Reiseblog und Raus ins Leben inspirieren (Links dazu findest du am Ende des Artikels). Das Ergebnis war eine Route, die zu Fuß rund 2,5 Stunden Gehzeit erfordert und somit auch genug Zeit zum Fotografieren und Verweilen übrig lässt.

Die Sightseeing-Tour

Sonntag 20 Minuten vor 9 ging es von Norrköping mit dem Zug Richtung Stockholm. Das Ticket konnte ich inklusive Sitzplatz schon im Vorhinein auf der Homepage der schwedischen Eisenbahngesellschaft SJ online erwerben. Eine Anreise mit dem Flixbus wäre auch möglich gewesen, es hätte jedoch bereits einen Start um 6:20 bedeutet, das mir dann doch etwas zu früh war.

Nach rund 2 Stunden Fahrzeit durch verschneite Landschaften und vorbei an zahlreichen, die für Schweden typischen, roten Holzhäuser, erreichte ich die Centralstation Stockholm.

Unerwarteterweise kämpfte sich sogar die Sonne durch die Wolkendecke und so verlor ich keine Zeit und machte mich auf zu meinem ersten Ziel, Östermals Saluhall - einer Markthalle aus den 1880er Jahren mit antiken Ständen, wo Obst, Gemüse, Fisch und Gourmetwaren angeboten werden. Wer schon meine Einträge über Frankreich und Belo Horizonte gelesen hat, weiß, dass ich gerne regionale Märkte besuche.

Dort angekommen, machte sich aber etwas Enttäuschung breit, denn der Markt hattte sonntags (NUR sonntags) geschlossen. Damit hatte ich nicht gerechnet, da in Schweden auch am 7. Tag der Woche die Geschäfte öffnen und Lebensmittelgeschäfte oft bis 21:00 oder länger geöffnet haben.

Somit ging ich zu meinem nächsten Ziel weiter - durch den Kungsträdgården, eine der ältesten Parkanlagen in Stockholm und im Frühling, wenn die Kirschbäume blühen, eine Augenweide - zum Stockholmer Schloss. Das Stockholmer Schloss wird zwar seit 1982 nicht mehr von der Königsfamilie bewohnt, dient dem König aber immer noch zu repräsentativen und zerimonellen Zwecken. Teile des Schlosses sind auch für Touristen zugänglich, jedoch blieb mir der Besuch des Schlosses während unseres Interrail-Trips eher als langatmig in Erinnerung. Viel interessanter, und das ging sich auch gut aus, war die Wachablöse.

Wachablöse im Stockholmer Schloss

Die Wachablöse findet im Sommer täglich und im Herbst und Winter Mittwochs, Samstags und Sonntags statt. Wochentags und Samstag startet sie um 12:15, Sonntags um 13:15. Vorallem im Sommer empfiehlt es sich, schon 15-20 Minuten vorher dort zu sein, um einen guten Platz zum Fotografieren zu bekommen. Dieses Mal war ich 13:10 dort und konnte mich sogar in der ersten Reihe platzieren.

Nach rund 30 Minuten war das Spektakel wieder vorbei und nun machte sich trotz mehrerer Schichten Gewand die Kälte das erste Mal so richtig bemerkbar. Nachdem ich auch einen kleinen Hunger spürte, kehrte ich im Grillska Huset, Stockholms Stadsmission, direkt gegenüber dem Nobelmuseum zur Rast ein. In dem gemütlichen Cafe gab es Snacks, kleine Mittagsspeisen, Süßspeisen, Kaffee und kalte Getränke. Nachdem ich mich etwas aufgewärmt und das Treiben am Stortorget beobachtet hatte, machte ich mich wieder auf die Beine um die Altstadt weiter zu erkunden.

Als Fixpunkte plante ich auf der Insel Gamla Stan eigentlich nur Järnpojke, der kleine Junge, der auf dem Mond steht, und Marten Trotzigs grand, mit nur 90cm Breite die engste Gasse Stockholms, ein.

Järnpojke ist eigentlich nur eine 15cm hohe Statue vom schwedischen Künstler Liss Eriksson. Ihr werden aber magische Kräfte nachgesagt und so

  • gehen Menschen 3x um die Statue, um wieder nach Stockholm zurückzukehren
  • streicheln ihm Menschen 3x über den Kopf, damit sich in diesem Jahr noch ein Wunsch erfüllt
  • wird ihm Geld gespendet, damit man im gleichen Jahr Reichtum erntet oder einem als Frau die Fruchtbarkeit gestärkt wird

Nachdem schon bei der Wachablöse wenig Leute zusahen und ich auch in den Gassen auf nicht sehr viele Touristen traf, dachte ich bereits, dass ein Stadtbesuch im Winter garnicht so schlecht sei. Aber ich war anscheinend nur in den "falschen" Gassen unterwegs, denn durch Zufall kam ich auf die Stora Nygatan, wo sich nicht nur ein Souveniergeschäft an das andere reihte, sondern auch viel mehr (chinesische) Touristen unterwegs waren. Möchte man auf Gamla Stan Mittagessen und scheut die Menschenmengen nicht, sollte man auf dieser oder auf der Lilla Nygatan auf jeden Fall fündig werden.

Nachdem die Sonne hinter den Wolken verschwand und bald wieder mit der Dämmerung gerechnet werden musste, machte ich mich auf zu meinem letzten Hauptziel an diesem Tag. Dies war ein Aussichtspunkt im Stadtteil Södermalm, von dem man eine gute Sicht auf Gamla Stan und Kungsholmen mit dem markanten Rathausturm haben sollte. In diversen Blogs wurde nicht zuviel versprochen: schon diese kleine Erhöhung von nur 50 Meter reichte, um eine fantastische Aussicht auf Stockholm zu bekommen. Parallel zur Bastugatan führte ein kleiner Spazierweg, auf dem man entspannt entlangschlendern und die Aussicht genießen konnte.

Tja, und nun machte sich der kurze Tag im Winter, den ich eingangs erwähnte, schon bemerkbar. 15:10 und schon wurde es ziemlich schwierig, halbwegs gut belichtete Bilder vom Rathaus zu machen.

Da ich noch Zeit hatte bis mein Zug abfuhr, stillte ich meinen Hunger noch bei Vapiano, das sich fast gegenüber dem Bahnhof befand. Um 17:30 ging es dann wieder zurück nach Norrköping.

Die Tunnelbana

Mehr als 90 der 110 U-Bahn Stationen sind mit Kunstwerke von ca. 150 verschiedenen Künstlern ausgeschmückt. Für den Preis eines U-Bahn-Tickets kannst du in den meisten Stationen Skulpturen, Mosaike, Gemälde, Installationen, Inschriften und Reliefs aus den 1950er bis in die 2000er Jahre entdecken.

Tipp: U-Bahn Kunst in Stockholm als kleiner Vorgeschmack, was einem im Untergrund von Stockholm erwartet.

Fazit

Wie schon in London war ein Tag natürlich viel zu kurz, um alle Sehenswürdigkeiten in Stockholm besichtigen zu können.

Von unserem Interrail-Trip im Sommer 2003 blieb mir besonders in Erinnerung das Freilichtmuseum Skansen mit den Elchen und den historischen Häusern. Und natürlich war es im Sommer auch angenehmer am Abend durch die engen Gassen in Gamla Stan zu schlendern und dort ein kühles Bier zu genießen.

Aber auch an nur einem Tag im Winter lassen sich einige schöne Plätze in Stockholm besuchen. Spielt das Wetter nicht ganz mit, so gibt es zahlreiche Museen, wie zum Beispiel das Vasa Museum oder das Nobelmuseum, die sehr sehenswert sind.

Der größte Vorteil eines Besuchs im Winter ist sicher, dass sich die Menschenmassen in Grenzen halten und man beispielsweise es bei der Wachablöse leicht in die erste Reihe schafft Lächelnd. Ich empfehle aber auf jeden Fall, einige Schichten Kleidung anzulegen und auch einige Ersatz-Akkus oder Powerbanks für Kamera und Handy mitzuhaben, da bei den niedrigen Temperaturen diese besonders schnell verbraucht sind.

Urlaub in Schweden

Schweden ist Mitglied der Europäischen Union und des Schengen-Raums. Ein- und Ausreisen ist daher normalerweise ohne längere Wartezeiten oder Bürokratie möglich.

Währung: Schwedische Krone; 1€ entspricht etwas 10 Kronen; Bargeldbehebungen und Bezahlen mit Maestro (Bankomat-Karte) kosteten weder bei mir noch bei meinen Kollegen extra. Da beinahe jedes Geschäft und Restaurant Bankomat- und Kreditkarten aktzeptiert, ist ein Wechsel des Gelds in Schwedische Kronen nicht nötig. Sogar bei Toilettenbesuchen (sind vor allem in Stockholm meist kostenpflichtig) wurden bei den 1-Euro-Beträgen Kartenzahlung bzw. Ein-Euro-Münzen akzeptiert.

Sprache: schwedisch, jedoch kann von Jugendlichen bis zum Greis jeder mehr oder weniger perfekt Englisch.

Hunde: für die Einreise in Schweden wird ein gültiger EU-Heimtierausweis und eine Mikrochip-Kennzeichnung benötigt. Impfungen gegen Staupe und Leptospirose sind nicht verpflichtend aber empfohlen. Sehr wohl ist jedoch eine Tollwut-Impfung verpflichtend. Bei der Einreise muss der Hund beim Zoll gemeldet werden, was jedoch ein reiner Formalakt ist und auch schon vor Reiseantritt online beim schwedischen Zoll gemacht werden kann.

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Der Artikel wurde zuletzt am 04.03.2024 geändert.
Das bin ich - Johannes Gruber
Geschrieben von

Reisen, Fotografieren, neues entdecken... Die Brötchen in der Software-Entwicklung verdienend, bin ich in meiner Freizeit auf der Suche nach neuen Plätzen und halte gerne besondere Momente mit der Kamera fest.